2.3. Petra, der Höhepunkt

Das eindrucksvollste und abenteuerlichste Reiseerlebnis ist ein Besuch der rosaroten Felsenstadt Petra, die sich hinter engumschließenden Felswänden verbirgt.

Wenn man von Wadi Musa (Tal des Moses) aus, durch die schmale Felsenspalte, den "Sik" wandert, baut sich plötzlich das eindrucksvollste Monument, die vierzig Meter hohe, reich verzierte Fassade der "Schatzkammer des Pharao", vor einem auf. Ein Stück weiter folgen das Felstheater und die Königsgräber.

In Petra gibt es etwa 800 Felsengräber, über ein Dutzend Opferplätze, mehrere Triklinien, zahlreiche Votivnischen, Hunderte von Inschriften, etliche Zisternen sowie vielerlei Baureste und andere Monumente unterschiedlichster Art.

Ein Aufenthalt von zwei bis drei Tagen gibt einen sehr guten Überblick. Aber selbst ein Tag erlaubt einen unvergeßlichen Einblick in das wildromantische Tal von Petra und die geheimnisvolle Welt der Nabatäer.

Von einer "Schnellbesichtigung" ist abzuraten, denn eine Bergtour zum Opferplatz und zum Kloster (Ed Deir) werden jeder Mühe gerecht.

Das Al Khazneh (Schatzhaus des Pharao) ist das meistfotografierte und - neben dem Ed Deir (Kloster) - das schönste Felsengrab in Petra. Wie schon der Name sagt, vermuteten die Beduinen in seiner Urne am Giebel einen geheimnisvollen Schatz.

Die Grabstätte ist 43 m hoch und 28 m breit. Sechs korinthische Kapitelle tragen den Giebel, auf dem sich ein zweites Stockwerk mit sechs Säulen befindet. Über dem Dach erhebt sich ein Kapitell, auf dem die etwa 3,5 m große, aus massivem Stein gehauene Urne steht.

Zahlreiche Einschüsse zeugen von den vergeblichen Versuchen, mit Hilfe von Gewehrkugeln den steinernen "Tresor zu knacken". - Der legendäre Schatz wurde jedoch niemals gefunden.

Dieses faszinierende Baudenkmal diente dem Film "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" als Kulisse.

Gemessen an der prunkvollen Fassade ist das Innere des Schatzhauses geradezu enttäuschend - nur ein leerer Innenraum mit Nischen, in welchen die Sarkopharge standen.

Die Wanderung zum Ed Deir (Kloster) bedarf eines ca. einstündigen, anstrengenden Aufstiegs um ca. 200 Höhenmeter.

Das Felsengrab, welches neben dem Al Khazneh zu den schönsten Fassaden zählt, befindet sich auf einer Bergterrasse, die man nur über eine ausgetretene, schwierig zu besteigende Felsentreppe im Wadi Qattar erreicht.

Beim Aufstieg passiert man in einer Schlucht das Löwentriklinium, ein durch Erosion stark verwittertes Grabmal. Am Ende des antiken Prozessionsweges befindet sich zur Rechten die Felsenwand, in die das Kloster hineingemeißelt wurde.

Äußerlich gleicht es dem Schatzhaus, da aber der Innenraum keine Nischen für Sarkopharge besitzt, gehen die Archäologen davon aus, daß das Kloster nicht als Grab, sondern als Tempel diente.

Obwohl die Fassade knapp 50 m breit, 45 m hoch und der Eingang 4 m breit und 8 m hoch ist, wirkt das Kloster etwas gedrungener als das Schatzhaus.

Wer es sich zutraut, kann auf einem sehr schmalen Pfad die Felswand hinaufsteigen und auf das Dach des Klosters klettern, wo sich eine ca. 9 m hohe Urne über dem Tholos befindet. Von dort oben hat man einen faszinierenden Rundblick auf das Tal und das Gebirge.

Zu dem in 110 m Höhe liegenden Opferplatz (Zibb Atuf) führt ein weiterer Treppenweg hinauf. Hier wurden Schlachtopfer dargebracht. Der Altarstein mit der Blutablaufrinne ist noch gut erhalten.

Der Weg zum Opferplatz führt an vielen Felsengräbern und interessanten Monumenten vorbei: Löwendenkmal, Triklinium, Gartengrab, Grab des Römischen Soldaten, Grab des Gebrochenen Giebels und das Renaissance-Grab.

Im Talkessel befinden sich die Theaternekropole (mehrere Felsengräber in unterschiedlicher Höhe, mit Theaterrängen vergleichbar), das römische Theater, die Königswand, der Cardo Maximus und das Qasr Bint Faraun ("der Palast der Tochter des Pharao" - sein Name hat mit der antiken Funktion dieses Bauwerks nichts zu tun).

Die Königswand beeindruckt mit ihrer Gräberfassade: Das Urnengrab, welches man nur über eine gemauerte Treppe erreichen kann, ist wohl das schönste Monument der Königswand und wurde in byzantinischer Zeit als Kirche benutzt. Daneben befinden sich das Seidengrab, das Korinthische Grab - dessen von Unwettern zerstörte Fassade an den Baustil des Schatzhauses erinnert -, das Palastgrab mit einer monumentalen dreistöckigen Fassade und vier Eingängen in einen kleinen Raum und das Grab des römischen Stadthalters von Petra, Sextus Florentinus, dessen Name auf das 140 n. Chr. datierte Grab eingemeißelt ist.

 

Die Geschichte Petras:

Petras Geschichte reicht weit in die Vergangenheit zurück. In der Gegend um Petra, bei Beida und im Wadi Sabra, wurden sogar Reste aus der Alt- und Jungsteinzeit (ca. 10.000 - 6.000 v. Chr.) entdeckt.

In der Eisenzeit war Umm el-Biyara eine der größten Siedlungen des Edomiterreichs. Die Nabatäer kamen im 6. Jhd. v. Chr. von der arabischen Halbinsel nach Petra. Sie besetzten zuerst die Burg Umm el-Biyara und widerstanden den Angriffen des griechischen Generals Antigonos im Jahr 312 v. Chr.

Im hellenistischen und römischen Zeitalter war Petra die Hauptstadt des Nabatäerreichs (4. Jahrhundert v. Chr. bis 106 n. Chr.) und wurde das größte Karawanenzentrum.

Die Nabatäer handelten mit arabischen Aromata, chinesischer Seide und indischen Gewürzen und brachten diese nach Gaza und Alexandrien. Der nabatäische König Aretas der Dritte breitete seine Herrschaft bis nach Damaskus aus.

Im Jahre 25 n. Chr. unternahm Augustus eine Expedition nach Südarabien und schuf für den Gewürzhandel einen Wasserweg zwischen Arabien und Alexandrien über das Rote Meer und den Nil. Der damit verbundene Rückgang des Landverkehrs verursachte den allmählichen Untergang Petras.

Schließlich wurde Petra 106 n. Chr. von Trajan annektiert und er erhob Bosra (in Syrien) zur neuen Hauptstadt der Provinz Arabia.

In byzantinischer Zeit wurde Petra zum Bischofssitz der Palästina Tertiär. 363 n. Chr. wurde es von einem schweren Erdbeben zerstört und verlor als Handelszentrum der Karawanen allmählich an Bedeutung.

In der Zeit der Kreuzzüge gewann Petra wieder an Wichtigkeit; es wurden drei Burgen gebaut.

Der Mameluckensultan Baybars besuchte Petra auf seiner Reise nach Kerak im Jahr 1276 n. Chr. Danach geriet die Stadt in Vergessenheit, bis 1812 der Schweizer Johann L. Burkhard sie wiederentdeckte.

 

Inhalt des Reiseführers Jordanien

1. Das Haschemitische Königreich Jordanien
1.1. Geographische Lage (Karte von Jordanien)
1.2. Einreise/Ausreise
1.3. Land und Bevölkerung
1.4. Das Klima
1.5. Währung
1.6. Historischer Rückblick

1.7.

Jordaniens Wirtschaft
2. Reiseland Jordanien
2.1. Ausgangspunkt Amman
2.2. Die "Straße der Könige" (Madaba, Berg Nebo, Karak)
2.3. Petra, der Höhepunkt (Geschichte Petras)
2.4. Die Städte der Dekapolis (Pella, Gadara, Arbila, Philadelphia, Gerasa, Umm el Jimal)

2.5.

Auf den Spuren des "Lawrence v. Arabien" (Die Wüstenschlösser: Azraq, Amra, Kharanah, Wadi Rum)
2.6. Aqaba am Roten Meer
2.7. Die Kurzentren (Heilkraft des Toten Meeres Die heißen Quellen von Ma'in)
2.8. Naturschutzgebiete
2.9. Biblische Orte
3. Die Touristische Infrastruktur
3.1. Transportwesen (Flugverbindungen, Touristenbusse, Bus, Taxi, Fähre und Zug, Ausflugprogramme, Mietwagen, Private Bootsausflüge)
3.2. Kommunikation
3.3. Strom-, Wasserversorgung
3.4. Freizeiteinrichtungen (Wassersport & Tauchen, Jagdsport & Hochseefischen, Reitsport, Klettern, Gleitschirmfliegen)
3.5. Events, Kultur, Unterhaltung
3.6. Hotels in Jordanien (Hotels in Amman, Kurhotels, Hotels in Petra, Hotels in Aqaba, sonstige Hotels)
3.7. Camping
3.8. Restaurants
3.9. Souvenirs
4. Reisetipps
  (Beste Reisezeit, Bekleidung, Trinkgelder, Fotografieren, Netzspannung, Uhrzeit, Öffnungszeiten, Ramadan)